So, hier kommt er jetzt – Mein letzter Post. Wie bitte? Es ist
wirklich schon vorbei? Tja, meine Freunde, ich kann es auch kaum glauben, aber
es ist tatsächlich time to say goodbye.
Nach fünf aufregenden Monaten ist mein Auslandssemester in Nottingham vorbei,
ich bin wieder zurück zuhause und der Reentry Shock ist bereits am Abklingen.
©memeshappen.com |
Während meines
Auslandsaufenthalts war ich auf der Suche. Nach was genau, konnte ich nicht
sagen – einfach nach Mehr. So
entstand der Titel meines Blogs. Genauso diffus und schwer zu beschreiben wie
meine „Suche“ ist auch was ich dann gefunden habe. Mal sehen, ob mir dieser
allerletzte Post hilft, ein Ergebnis zu formulieren.
Ich hab hier schon
öfter über das geschrieben, was mein Auslandssemester bei mir bewirkt hat – wie
sich meine Englisch-Kenntnisse, Problemlöse-Fähigkeiten oder interkulturelle Kompetenz verändert haben, zum Beispiel. Eine weitere Auswirkung hat die Studie
Beyond Immediate Impact: Study Abroad for
Global Engagement (SAGE) von Michael Paige et al. nachgewiesen. Und zwar engagieren
sich Studenten nach einem Auslandsaufenthalt mehr auf globaler Ebene. Kategorien
wie „gemeinnützige Tätigkeit“ haben Aufschluss über globales Engagement
gegeben. Okay, ehemalige Auslandsstudenten engagieren sich also global – Aber tun
andere Studenten das nicht auch? Tatsächlich sind Studierende mit
Auslandserfahrung global engagierter als Studenten, die nicht im Ausland waren.
Das haben Dianna Murphy et al.
in ihrer Studie The Impact of Study
Abroad on the Global Engagement of University Graduates gezeigt. Zur
SAGE-Studie ergänzen sie außerdem noch, dass ehemalige Auslandsstudenten mehr
international ausgerichteten Freizeitaktivitäten nachgehen.
Noch bin ich
nicht sozial engagierter als vor meinem Auslandssemester. Zum Beispiel mache ich
genauso viel Freiwilligenarbeit wie zuvor. Ich sage „noch nicht“, weil ich mir tatsächlich vorgenommen habe, im nächsten
Semester mehr ehrenamtlich tätig zu werden. Ob mich mein Auslandsstudium zu
diesem Entschluss bewogen hat, kann ich nicht sagen. Aber wer weiß? Jedenfalls
bin ich nach meiner Zeit in Nottingham nicht zu Robin Hood mutiert. Hach, was
für ein Schenkelklopfer, oder?
Die Robin Hood Statue in Nottingham |
In anderer
Hinsicht „engagiere“ ich mich aber mehr als vorher – Stichwort Umweltschutz. Ich
weiß zwar nicht, ob Paige und Murphy das als globales Engagement sehen würden,
aber da bin ich mir meiner eigenen Verantwortung bewusster. Weniger Palmöl und
Plastik – Darauf hat mich nicht unbedingt mein Auslandsstudium an sich gebracht,
sondern die Leute, die ich währenddessen kennengelernt habe. Von Kommilitonen,
Freunden oder Mitbewohnern hört man, was andere Länder beim Umweltschutz anders/besser
machen. Aber auch individuelle Meinungen und Lifestyles können inspirierend
sein. Eine Freundin hat mir zum Beispiel erzählt, warum ich keinen
Tiefkühl-Pangasius mehr kaufen sollte. Außerdem interessiere ich mich mehr fürs
aktuelle Geschehen und Politik – in Deutschland, Großbritannien und auf der
ganzen Welt. Dass meine englischen Freundinnen sich so sehr für die
Labour-Partei eingesetzt haben und nach dem Wahlsieg der Tories am Boden
zerstört waren, hat mich schwer beeindruckt. So hab ich meine Begeisterung für
nachrichtliche Podcasts wie Beyond Today
und The Inquiry entdeckt (neben weniger
Anspruchsvollem wie My Dad Wrote A Porno).
©Cheezburger |
Das soll kein Eigenlob sein, es ist eigentlich das Gegenteil. Das beeindruckende
Interesse und Engagement von Leuten, die ich im Ausland kennengelernt habe,
haben mir gezeigt, dass ich noch jede Menge aufzuholen habe. Mein Entschluss,
so viel wie möglich auf Fleisch zu verzichten, kam mir wie ein krasser
Schritt/Vorhaben vor. Die einstimmige Reaktion von zwei Freundinnen – „Das
mache ich auch schon“ – hat mir gezeigt, dass das eigentlich längst überfällig
war. Manchmal sind wir unserer Zeit einfach hinterher, ohne es zu merken. Neue
Bekanntschaften und Ideen im Ausland können die Augen öffnen, was mal wieder
zeigt, wie stark das letzte Semester mein Leben beeinflusst.
Hui, das wurde gerade ziemlich schnell ziemlich deep
– Schnell was Fröhliches hinterher: Ganz in Übereinstimmung mit Murphys
Ergebnissen mache ich in meiner Freizeit mehr „Internationales“. Zum Beispiel
schaue ich gerade das englische Love
Island – Es hat ja niemand was von anspruchsvollen
Aktivitäten gesagt. Mit Freunden vom Auslandssemester in Kontakt bleiben,
Reisepläne schmieden und Besuche organisieren ist definitiv mein liebstes
internationales Hobby. Ob ungesunde Mengen Schwarztee mit Milch trinken oder Scones backen wohl auch als
internationale Freizeitaktivitäten durchgehen?
Der letzte Afternoon Tea – Da bekomme ich Sehnsucht nach England |
Wie nachhaltig
beeindruckend ein Auslandsstudium sein kann, zeigt uns auch die SAGE-Studie.
Die befragten Studenten haben das Gefühl, dass ihr Auslandsstudium den Verlauf
ihres Lebens und ihre Berufswahl beeinflusst. Und mir geht‘s genauso. Nach
einem Praktikum in England (vielleicht auch in einem anderen englischsprachigen
Land) würde ich auch gern meinen Master im Ausland starten. Und später in einem
anderen Land arbeiten? Warum nicht! Das Auslandssemester hat mich nochmal in
meinen global orientierten Zukunftsplänen bestätigt.
©Know Your Meme |
So und jetzt
fehlt nur noch eins: Vieeeelen Dank, dass ihr mich auf meiner „Suche“ begleitet
habt! Dieser Blog ist mir total ans Herz gewachsen und oft ist mir erst durch
ihn klar geworden, wie viel mir mein Auslandssemester gebracht hat und was ich
alles gelernt habe. Gefunden habe ich vor allem tolle Freunde, habe mich noch
mehr in die englische Sprache und Großbritannien verliebt, unbezahlbare Erfahrungen
gemacht und Erinnerungen gesammelt, die für immer bleiben. Und – Achtung,
schnulzig – auf meiner Suche hab ich auch was verloren, denn ein kleiner Teil
meines Herzens wird immer in England bleiben. Ich kann es kaum erwarten, wieder
zurück zu gehen. Euch wünsche ich nur das Beste für euer Auslandsstudium und bin
gespannt, was ihr findet. Was es auch sei – Ich bin mir sicher, es wird
unvergesslich.