Hi, ich bin Celine
and I – Oh my gosh, sorry! Ich bin gerade back aus meinem semester
abroad in England und jetzt muss ich mich erst mal wieder umstellen, you know. –
Keine Sorge, sowas werdet ihr von mir
natürlich nicht hören. Trotzdem steckt was Wahres drin. Erstens: Ich bin wieder
da, Baby! Und zweitens: Sich nach einem Auslandsstudium wieder daheim einzuleben
ist gar nicht so einfach.
Die Heimkehr finden
so viele schwierig, dass das Phänomen sogar einen eigenen Namen hat! Reentry Shock oder Reverse Culture Shock beschreibt die (psychischen) Probleme, die viele
Studierende nach ihrem Auslandsstudium haben. Wenn man sich nach längerer
Abwesenheit wieder an die eigene Kultur anpassen muss, kann das nämlich
emotionalen Stress auslösen. Eine Studie ("Reentry Issues upon Returning from Study Abroad Programs", Wielkiewicz & Turkowski) hat bei heimgekehrten Studenten unter anderem Probleme an der Uni,
Depressionen, Angstzustände und Stress festgestellt. Außerdem sind die meisten Studierenden
nach einem Auslandsaufenthalt ihrer eigenen Kultur gegenüber kritischer
eingestellt als zuvor. Die Studie hat vor allem gezeigt, dass Studenten während
und nach einem Auslandsstudium sehr viel mehr Alkohol trinken. Wobei ich mir
nicht sicher bin, ob letzteres so viel mit psychischen Problemen zu tun hat…
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Das berühmt-berüchtigte "Studieren" im Ausland ©Geburtszeit.com |
Wie es bei mir emotionsmäßig
aussieht? Ich hänge nicht an der Pulle und hab zum Glück weder Depressionen
noch Angstzustände. Heimkehrer zeigen auch weniger extreme, aber trotzdem
negative Emotionen, sie sind zum Beispiel leicht reizbar oder haben
Stimmungsschwankungen. Klar, daheim gehen mir meine Eltern ab und zu auf die
Nerven und ich bin mal launisch, aber das ist beides schon immer so gewesen. Ob mir die Uni und das Pensum stressiger als zuvor vorkommen, ist
schwer zu sagen, da ich gerade Semesterferien habe (juhu!). Ich bin einfach froh,
die englische Prüfungsphase und Essay-Deadlines hinter mir zu haben. Also fühle
ich mich gerade sehr wohl und entspannt daheim.
Trotzdem hab ich
mich nach meiner Rückkehr letzte Woche immer mal wieder ein bisschen… komisch
gefühlt. Kennt ihr das, wenn ihr manchmal einfach grundlos traurig seid?
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©ME.ME |
Das war so eine Mischung aus Überforderung und Verlorenheit. Ich hab
nach meinem Auslandssemester vermisst, eine Aufgabe zu haben und genau zu
wissen, was als nächstes kommt. Mein Gegenmittel bei negativen Gedanken? Ich
erinnere mich an all das, was noch vor mir liegt und freue mich darauf. Zum
Beispiel meine Freunde wiederzusehen, zu verreisen und in eine neue WG zu ziehen.
Gleichzeitig hilft es, einfach die kleinen Dinge im Moment zu genießen: keine
Flipflops mehr in der Dusche tragen zu müssen, Auto zu fahren mit meiner Mutter
auf dem Beifahrersitz (und Panik in ihrem Gesicht), mich ins eigene Bett zu
kuscheln, in eine Butterbrezel zu beißen.
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Manchmal sind wir nämlich auch einfach nur hangry. ©QuoteMaster.org |
Trotzdem vermisse
ich natürlich viel aus meinem Auslandssemester. Zuerst einmal fehlen mir meine
Freunde aus Nottingham, unsere gemeinsamen Unternehmungen und Reisen. Auch ganz
vorne mit dabei: eine Teatime mit Scones und Carrot Cake! Ich will zwar beides bald selbst backen, aber falls
das Ergebnis kein Desaster wird (unwahrscheinlich), dann wird es zumindest
nicht genauso gut wie in England. Auf jeden Fall vermisse ich es total, nicht
mehr die meiste Zeit Englisch zu sprechen. Ein paar Pubs um die Ecke wären auch
nicht schlecht. Und schließlich trauere ich meinen Spaziergängen im Wollaton
Park hinterher. Da können die heimischen Feldwege einfach nicht mithalten.
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Der Rundweg um den See ist eins der Highlights im Wollaton Park |
Doch ein Reentry Shock bringt noch mehr als Sehnsucht
und negative Emotionen mit sich. Nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland haben
einige Studenten eine regelrechte (kulturelle) Identitätskrise. Ihre
Wertvorstellungen unterscheiden sich von denen ihrer Heimatkultur, welche ihnen
auch plötzlich langweilig vorkommt und sie kritisieren ihre eigene Regierung. Bei
mir ist das alles halb so wild. Mein Auslandssemester hat mich zwar tatsächlich
zu einem noch größeren Fan der englischen Kultur gemacht und mich davon
überzeugt, dass wir Deutschen uns ein paar Dinge abschauen könnten. Ich habe aber
nicht wirklich mehr an der deutschen Kultur, Regierung oder Werten auszusetzen
als vorher. Und dass ich mich ab jetzt beim Aussteigen beim Busfahrer bedanke, ist
ja noch lang keine Identitätskrise.
Ein
Auslandsaufenthalt gibt uns das Gefühl, dass uns die Welt offen steht und nur
auf uns wartet. Kein Wunder, dass mir zum Beispiel meine Heimatstadt ein
bisschen trostlos vorkam im Gegensatz zum lebendigen Nottingham und der Uni mit
ihren tausenden Studenten. Eigentlich ist dieser Reentry Shock gar nicht
so schlimm – Uns wird einfach klar, dass die Heimat nicht alles ist, sondern
dass es noch mehr für uns gibt und woanders auch schön sein kann. Diese
Erkenntnis kann natürlich angsteinflößend sein und uns total überfordern. Lasst
euch aber von diesen negativen Gefühlen nicht runterziehen, sondern konzentriert
euch auf die Möglichkeiten, die vor euch liegen. Wenn ich mal wieder schlechte
Stimmung hab und mich die Sehnsucht packt, mach ich mir eine Tasse Yorkshire
Tea – Fühlt sich fast so an, als wäre ich in England.
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