Wahrscheinlich die Frage, die mir bisher am häufigsten in England gestellt
wurde. Und meine Antwort war leider immer enttäuschend: Nämlich dass ich es
nicht beurteilen kann, weil ich kein Bier-Fan bin. Dieses Beispiel zeigt uns
allerdings eins: Bei einem Auslandsstudium kommen Studenten von überall aus der
Welt zusammen, sind neugierig und interessieren sich für die fremden Kulturen.
So fragen mich meine chinesischen Mitbewohner zum
Beispiel fast jedes Mal, wenn ich koche, was das sein soll, weil sie es noch
nie gesehen haben (Allerdings würden auch Deutsche bei meinen Kochkünsten nicht
wissen, was ich da zusammenbraue – Ich weiß es ja selbst nicht). Ich wiederum
habe meine Mitbewohnerin aus Shanghai neulich gefragt, ob sie da gerade etwa
Salat in einem Topf kocht?! (Es war übrigens Wirsing.)
Allein in meiner WG wohnen Studentinnen aus drei
Nationen zusammen: China, USA und Deutschland. Ich war überrascht, wie viele
andere internationale Studenten hier sind – Ja, sogar wie viele andere Deutsche hier sind! Jedes Mal, wenn ich
denke, dass ich jetzt wirklich auch dem letzten deutschen Studierenden begegnet
bin, treffe ich noch einen.
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Viele verschiedene Kulturen plus die fremde Kultur,
die uns ja sowieso schon umgibt – Das führt dazu, dass ein Auslandsstudium
unsere interkulturelle Kompetenz (intercultural
proficiency) verbessert. Das hat eine Studie („Student Intercultural Proficiency from Study Abroad Programs“, Clarke III et al.) bei
US-amerikanischen Studenten nachgewiesen.
Aber was bedeutet eigentlich „interkulturelle
Kompetenz“? Zusammengefasst: Die Fähigkeit macht es möglich, gut mit
Mitgliedern anderer kultureller Gruppen umzugehen. Ganz schön vage. Zum Glück
haben Clarke III et al. das Konzept in vier Aspekte aufgeteilt: international
orientiertes Denken (global mindedness), interkulturelle Kommunikation (intercultural communication), Offenheit
für kulturelle Vielfalt (openness to diversity) und interkulturelles Feingefühl
(intercultural sensitivity).
Erst wenn wir uns für kulturelle Vielfalt öffnen,
merken wir, dass auch unser eigenes Verhalten für andere seltsam sein kann. Ich
war geschockt, als ich zum ersten Mal mit meiner Mitbewohnerin aus Hongkong am
Esstisch saß. Lautes Schlürfen und Schmatzen ist für sie ganz natürlich. Für
mich als Deutsche geht das gar nicht, dafür ist es für sie ein No-Go, sich am
Tisch die Nase zu putzen – ups… Im Gespräch mit anderen Kulturen kann uns so auch
etwas über uns selbst klar werden. Zum Beispiel würde ich auch bei relativ
schlechtem Service zumindest ein bisschen Trinkgeld geben, während das für meine
englischen Freunde nicht in Frage käme.
Ein Aspekt, an dem ich auf jeden Fall in Zukunft arbeiten
muss, ist kulturelles Feingefühl. Bei so vielen Unterschieden ist eben auch
eine gewisse Vorsicht im Umgang miteinander geboten. Wir wollen ja niemanden
beleidigen, wie ich das mit meinem Fettnäpfchen-Detektor natürlich direkt
geschafft habe. In einer Vorlesung sollten wir zu zweit über Pressefreiheit
diskutieren. Meine Nebensitzerin war Russin und hat meinen Kommentar zu Putins
Propaganda nicht so gut aufgenommen…
Ein gutes Beispiel für den Aspekt der interkulturellen
Kommunikation sind meine Chatverläufe mit englischen Freundinnen. Jede Nachricht
von ihnen endet mit ein oder mehreren x (kisses)
und ist mit mindestens einem Kosewort verziert: „Hey hun, you at home? xx“,
„It’s all good, babes, will see you shortly x”, “Thanks beaut, you too xxx”. Und
was soll ich sagen – Ich liebe es! Es gibt einem das Gefühl, gemocht zu werden
und bringt auch schlechte Nachrichten besser rüber, wie hier:
[Ich:] Hey, are you
going to the media and society lecture later?
[Kommilitonin:] That
just finished, angel, it started at 1 xx.
(Und das ist die Geschichte, wie ich gleich meine allererste Vorlesung
hier verpasst habe.)
Also, denkt global! Jeder von uns sollte sich
klarmachen, dass die eigene Kultur nicht die einzige ist und auch sicher nicht
die einzig richtige. Nicht jeder ist wie du und sieht die Dinge genau wie du –
Und das ist gut so! Sonst wäre es ja auch ein bisschen langweilig, oder hun? xxx
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